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Margot ist Annes ältere Schwester, sie ist klug und besonnen. Die wildere Anne empfindet sich als ihr Gegenteil.
Am 5. Juli 1942 erhält die 16-jährige Margot den Aufruf zum «Arbeitsdienst nach Deutschland». Einen Tag später bezieht die Familie Frank das bereits vorbereitete Versteck. Nach 25 Monaten wird das Versteck entdeckt, alle Untergetauchten werden verhaftet und deportiert. Anne und Margot bleiben immer zusammen, bis zu ihrem Tod im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Kindheit


Margot Betti Frank wird am 16. Februar 1926 in Frankfurt am Main geboren. Ihr zweiter Vorname erinnert an die Schwester ihrer Mutter Edith, die 1914 als 16-jährige verstorben war.

Die Familie Frank wohnt zu diesem Zeitpunkt in Ottos Elternhaus im Frankfurter Westend, zusammen mit der Grossmutter Alice Frank und der Familie von Ottos Schwester Leni.

Margot ist ein fröhliches, unkompliziertes Kind, das von ihrem Umfeld «Engelchen» genannt wird. Sie gilt als scheu, ernst und artig und fällt mit ihren grossen, dunklen Augen auf.

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Edith und Otto mit der neugeborenen Margot, Aachen 26. Juni 1926. © Anne Frank Fonds Basel

Aufwachsen in einem offenen Haushalt


Mitte 1927 ziehen Edith und Otto Frank mit der zweijährigen Margot in eine grosszügige Mietwohnung am Stadtrand von Frankfurt, an die Marbachstrasse. Das Haus verfügt über einen Garten, in welchem die Nachbarskinder sich treffen und spielen. Zwei Jahre später, im Juni 1929, kommt die jüngere Schwester Anne zur Welt. Edith und Otto pflegen einen für die damalige Zeit modernen Erziehungsstil, der die Förderung und Entfaltung der beiden Töchter in den Mittelpunkt stellt. Auch die Kinder aus der Nachbarschaft fühlen sich bei den Franks sehr wohl.

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Margot (ganz links) mit Nachbarskindern im Garten am Marbachweg, Frankfurt im Juli 1929. © Anne Frank Fonds Basel

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Margot (Mitte) mit Nachbarskindern, Frankfurt Juli 1929. © Anne Frank Fonds Basel

Eine gute Schülerin


Margot wird 1932 in die Ludwig-Richter-Schule eingeschult, eine öffentliche Schule in unmittelbarer Nähe ihres Wohnortes. Hier treffen evangelische, katholische und jüdische Mädchen aus unterschiedlichen sozialen Milieus aufeinander, der Schuldirektor gilt als Reformpädagoge.

Die finanzielle Situation der Familie Frank wird schwierig, ausserdem wird ihre Wohngegend zunehmend von Anhängern der NSDAP heimgesucht, die durch die Strassen marschieren und antisemitische Parolen skandieren. 1933 zieht die Familie in eine kleinere, günstigere Wohnung an der Ganghoferstrasse im sogenannten Dichterviertel. Margot muss die Schule wechseln.

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Margot an ihrem ersten Schultag, 6. April 1932. © Anne Frank Fonds Basel

Sie hat einen eigenen Kreis von Freundinnen. Mit ihrer Mutter besucht sie regelmässig die liberale Synagoge und 1940 tritt sie der zionistischen Jugendorganisation Makkabi Hazair bei.

Weg von Frankfurt


Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Einen Monat später beginnt in Deutschland der Staatsterror gegen Oppositionelle, Linke, Liberale, Intellektuelle und Juden. Auch Kinder werden nicht geschont: Nach den Osterferien 1933 werden den jüdischen Kindern separate Bänke zugewiesen, um sie von den «arischen» Schülern zu trennen. Die Zukunft der Familie, vor allem der Kinder, bereitet Otto und Edith grosse Sorgen. Sie entschliessen sich, Deutschland zu verlassen. Während Otto Frank für seine Familie in Amsterdam eine neue Existenz aufzubauen versucht, zieht Edith mit Margot und Anne zu ihrer Mutter Rosa Holländer nach Aachen. Ende Dezember 1933 folgt sie ihrem Mann nach Amsterdam, zuerst nur mit Margot, die bereits ab Januar die neue Schule besucht. Anne wird sechs Wochen später nach Amsterdam gebracht.

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Margot in Amsterdam im Dezember 1935. © Anne Frank Fonds Basel

Trotz anfänglichen Schwierigkeiten mit der holländischen Sprache wird Margot auch in Amsterdam eine Musterschülerin, die in der Freizeit gerne rudert und Tennis spielt.

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Margot, Amsterdam 1935. © Anne Frank Fonds Basel

Sie hat einen eigenen Kreis von Freundinnen. Mit ihrer Mutter besucht sie regelmässig die liberale Synagoge und 1940 tritt sie der zionistischen Jugendorganisation Makkabi Hazair bei.

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Margot (zweite von links mit Sonnenbrille) beim Tennisspielen, Amsterdam 1941. © Anne Frank Fonds Basel

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Margot am Strand, Zandvoort im Juli 1938. © Anne Frank Fonds Basel

Leben im besetzten Amsterdam


Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 wird die Situation für Juden auch in Amsterdam zunehmend eingeschränkt und bedrohlich. Im Herbst 1941 werden jüdische Schülerinnen und Schüler von den anderen getrennt: Margot und Anne kommen ins Jüdische Lyzeum.

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Margot auf dem Merwedeplein, Amsterdam 1939. © Anne Frank Fonds Basel

Im Frühsommer 1942 beginnen die systematischen Deportationen von Juden aus den Niederlanden. Margot erhält als eine der ersten am 5. Juli 1942 den Aufruf zum «Arbeitsdienst nach Deutschland». Der Aufruf ist zwingend, bedeutet Trennung von der Familie und Deportation in ein Konzentrationslager. Otto und Edith sind sich der Bedeutung des Aufrufs bewusst, sie handeln sofort: Einen Tag später bezieht die Familie Frank das Versteck im Hinterhaus von Otto Franks Firma.

Jetteke Frida, Margots beste Freundin, über die Unterschiede zwischen den beiden Schwestern. © Anne Frank Fonds/AVE

Im Hinterhaus


Margot ist sechzehn Jahre alt beim Einzug ins Versteck. Zusammen mit Anne, ihren Eltern, der Familie van Pels und Fritz Pfeffer verbringt sie über zwei Jahre im Hinterhaus, unterstützt und versorgt durch ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Otto Frank. Die Gestaltung des Alltags ist streng strukturiert und richtet sich nach dem Ablauf der Arbeiten im Gewürzlager unterhalb des Verstecks: Sind die Arbeiter im Haus, müssen alle Tätigkeiten, die mit Geräuschen verbunden sind, unterbunden werden. Margot und Anne lernen viel, damit sie nach der Befreiung ihre Ausbildungen wieder aufnehmen können. Am Abend führen die Mädchen auch Büroarbeiten aus. Zunächst teilen sich die Schwestern eine Kammer, nach dem Einzug von Fritz Pfeffer ins Versteck schläft Margot mit den Eltern im Zimmer.

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Margot, kurz vor dem Untertauchen, Amsterdam im Mai 1942. © Anne Frank Fonds Basel

Margot im Tagebuch


Anne beschreibt ihre Schwester Margot in ihrem Tagebuch vor allem am Anfang eher distanziert und hebt die Unterschiede zu sich selbst hervor:

«Ich gebe auch gerne zu, dass ich ganz und gar nicht wie Margot werden will, sie ist mir zu lasch und gleichgültig, lässt sich von jedem überreden und gibt in allem nach. Ich will einen kräftigen Geist!»

Tagebuch, 5. Februar 1943

Margot sei vom Charakter her der Mutter Edith ähnlich, sie verliere nur selten die Selbstkontrolle, sei diszipliniert und klug. Anne, die von Theater und Film schwärmt, sich gerne als Schriftstellerin sähe, kann die bescheideneren Ziele der Schwester, die nach dem Krieg in Palästina Säuglingsschwester werden möchte, nur schwer nachvollziehen.


Anne leidet, wenn der Vater Margot scheinbar vorzieht:

«Wenn er Margot vorzieht, alle ihre Taten gutheisst, sie lobt und mit ihr zärtlich ist, dann nagt etwas an mir. Denn Vater ist mein Alles, er ist mein grosses Vorbild, und ich liebe niemanden auf der Welt ausser Vater. Er ist sich nicht bewusst, dass er mit Margot anders umgeht als mit mir. Margot ist nun mal die Klügste, die Liebste, die Schönste und die Beste. Aber ein bisschen Recht habe ich doch auch darauf, ernst genommen zu werden. Ich war immer der Clown und der Taugenichts der Familie, musste immer für alle Taten doppelt büssen, einmal durch die Standpauken, und einmal durch meine eigene Verzweiflung. Die oberflächlichen Zärtlichkeiten befriedigen mich nicht mehr, ebenso wenig die sogenannten ernsthaften Gespräche. Ich verlange etwas von Vater, was er mir nicht geben kann. Ich bin nicht neidisch auf Margot, war es nie. Ich begehre weder ihre Klugheit noch ihre Schönheit. Ich würde nur so gerne Vaters echte Liebe fühlen, nicht nur als sein Kind, sondern als Anne-als-sie selbst.»

Tagebuch, 30. Oktober 1943

Immer wieder gibt es im Tagebuch jedoch auch Episoden, in welchen die Nähe der beiden Schwestern deutlich wird, etwa wenn sie gemeinsam unter einer Decke liegen und lesen. Vor allem im zweiten Jahr im Versteck ändert sich das Verhältnis: Anne beginnt sich Margot gegenüber zu öffnen und findet in ihr eine Verbündete, die der kleinen Schwester auch die Nähe und Verliebtheit mit Peter van Pels gönnt.

«Margot ist so lieb geworden, sie scheint mir ganz anders zu sein als früher. Sie ist längst nicht mehr so schnippisch und wird nun eine wirkliche Freundin. Sie sieht nicht mehr den kleinen Knirps in mir, mit dem man nicht zu rechnen braucht.»

Tagebuch, 12. Januar 1944

Margot Frank hat während der Zeit im Versteck ebenfalls ein Tagebuch geführt, das jedoch nicht überliefert ist.

Verhaftung und Deportation


Am 4. August 1944 stürmen SS-Oberscharführer Karl Silberbauer und niederländische Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts das Versteck und verhaften die acht Untergetauchten. Sie kommen ins Durchgangslager Westerbork, einen Monat später werden sie mit dem letzten Transport ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Nach der dreitägigen Fahrt in Viehwaggons werden die Frauen bei der Ankunft in Auschwitz von den Männern getrennt. Die ersten acht Wochen bleiben Margot und Anne mit der Mutter zusammen. Als Anne in den sogenannten Krätzeblock verlegt wird, begleitet Margot die Schwester.


Zwischen Ende Oktober und Anfang November werden die beiden Mädchen von der Mutter getrennt und in das KZ Bergen-Belsen transportiert. Dort ist kein Platz für die vielen neuen Häftlinge. Margot und Anne schlafen in Zelten, die den Winterstürmen nicht standhalten, und erhalten kaum etwas zu essen. Tagsüber reissen sie die Sohlen von alten Schuhen ab. Beide sind geschwächt und haben hohes Fieber, in der Krankenbaracke liegen sie nebeneinander. Margot stirbt zuerst, einige Tage später stirbt Anne. Vermutlich sterben sie Ende Februar 1945 letztlich an den Folgen einer Fleckfiebererkrankung.