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23. Juni 2022

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Niederländische Erstausgabe aus dem Jahr 1947.
 

Zeugnis ablegen, Zukunft gestalten

«Wir sollten keine Geschichtslektionen erteilen, sondern die Lektionen aus der Geschichte lehren» schrieb Otto Frank vor rund sechzig Jahren. Er hatte seine beiden Töchter Margot und Anne und seine Frau Edith in der Shoa während der nationalsozialistischen Völkermorde verloren.

Mit der Publikation des Tagebuchs seiner Tochter Anne entschied Otto Frank sich früh, die Geschichte der anderen Versteckten öffentlich zu machen und Zeugnis abzulegen. Es war seinerzeit eine belastende Entscheidung – und es sollte sich als folgenreicher Schritt erweisen.

 

75 Jahre nach dem ersten Erscheinen ist das Tagebuch zu einem Stück Weltliteratur und eine der bedeutendsten Publikationen über die Shoa geworden. Doch «Judenfeindlichkeit, Diskriminierung und Leugnung der Shoa sind immer noch aktuell», sagt John Goldsmith, Präsident des Anne Frank Fonds Basel.
 

Bereits Otto Frank war sich seinerzeit bewusst, dass selbst nach dem Massenmord von Auschwitz die Zivilgesellschaft über Jahre herausgefordert bleiben würde. Mit seiner Friedensvision gründete er 1963 den Anne Frank Fonds in Basel und setzte ihn als Universalerbe und einzige Nachlassorganisation der Familie ein.

Der AFF verantwortet die weltweite Publikation der definitiven Edition der Tagebücher von Anne Frank. Sämtliche Einnahmen werden für karitative Friedens- und Dialogförderung eingesetzt.

Seine Mission für eine Gesellschaft auf der Basis von «nie wieder» bleibt Ausgangspunkt für AFF-Präsident John Goldsmith: „Otto Frank trieb nicht Vergeltung und nicht Resignationen an, sondern zivile Verantwortung.»

Seit nunmehr 60 Jahren unterstützt der Anne Frank Fonds Basel Hunderte zivilgesellschaftliche Projekte weltweit. In Partnerschaft mit UNICEF fördern viele dieser Projekte Kinderrechte.

1979 sagte Otto Frank in einem Interview: «Was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern. Das Einzige, was wir tun können, ist, aus der Vergangenheit zu lernen und zu erkennen, was Diskriminierung und Verfolgung unschuldiger Menschen bedeuten.»

Zum 75. Jahrestag der Veröffentlichung des Tagebuchs bleibt dieses Credo gerade auch in diesen herausfordernden Zeiten aktuell denn je und, so John Goldsmith, «das Tagebuch Anne Franks ein Manifest dafür.»